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«Work-Life-Balance» ein Mythos?!

«Arbeitest du noch oder lebst du schon?» Was ist Arbeit und was Leben und wo gibt es Überschneidungen? Ist das Work-Life-Balance-Modell noch gültig oder ist es inzwischen überholt? Meiner Meinung nach kommt das Modell aus einer «längst vergangenen» Zeit – weniger in Jahren, als in der Steigerung der Geschwindigkeit der Prozesse gerechnet.


Früher war es noch einfach: Ich bin im Büro oder in der Fabrik und arbeite. Dann stemple ich aus, gehe nach Hause, ziehe meine Arbeitskleidung aus und habe Freizeit. Die Gedanken an die Arbeit sind nur mehr an einem kleinen Ort.


Doch wie ist es heute, gibt es diese Abgrenzung noch? In gewissen, weniger werdenden Berufen sicherlich. Häufig ist der Übergang von Arbeit und Freizeit inzwischen fliessend. Wie schnell sind am Abend oder in den Ferien Mails gecheckt, auf WhatsApp ein Kommentar zu einem geschäftsrelevanten Thema gepostet oder einem Arbeitskollegen ein Tipp gegeben.


Ist das nun schon wieder «Work» oder noch immer «Life» und wo fängt das eine an oder endet das andere? Nehmen Sie sich einmal die Zeit und notieren Sie, was Sie den ganzen Tag tun. Am besten in zwei Farben. Eine Farbe für «Work» und eine für «Life.» Sie werden rasch sehen, was ich meine.


Wozu zählen Sie schlafen? Zu «Work», wenn Sie sich vom Arbeiten erholen oder zu «Life» wenn die Freizeit anstrengender ist als die Arbeit. Wie teilen Sie das ein? Oder wenn Sie während der Arbeit eine Pause machen, einen privaten Schwatz halten oder im Internet surfen, ist das dann noch «Work» oder schon wieder «Life» und wo ist Ihre ganz persönliche Balance?


Meines Erachtens unterscheidet sich das Leben viel mehr in Anspannung und Entspannung und insbesondere in deren Intensität - was gibt uns Energie vs. was raubt uns Kraft - anstatt in «Work» und «Life.»


Früher hat man noch von Eustress und Disstress gesprochen. Doch sowohl positiver als auch negativer Stress kann fordernd und kraftraubend, aber auch entwickelnd und energiespendend sein. Daher ist man in der Stressforschung davon abgekommen und berücksichtigt mehr die Intensität des Stresses, anstatt die Herkunft.


Und da kommen der Sympathikus und Parasympathikus ins Spiel. Keine Angst, wir machen keine Exkursion in die Biologie. Zur Erklärung lediglich ein paar kurze Schlagworte.


Unser vegetatives Nervensystem – das der willentlichen Kontrolle weitgehende entzogene Nervensystem – steuert lebenswichtige Körperfunktionen wie die Atmung, die Verdauung oder den Blutdruck. Der Sympathikus und der Parasympathikus sind teil dieses Nervensystems und agieren funktionell gesehen als Gegenspieler. Ganz einfach gesagt, ist der Sympathikus für Anspannung und der Parasympathikus für Entspannung zuständig.


Unsere Aufgabe ist es, diese Gegenspieler im Gleichgewicht zu halten, damit wir gesund bleiben und uns entwickeln. Denn ohne Entspannung werden wir krank, ohne Herausforderung (Anspannung) aber stagnieren wir, entwickeln wir uns nicht. Dem Sympathikus und dem Parasympathikus ist es jedoch egal, ob An- und Entspannung aus «Work» oder «Life» kommen.


Deshalb möchte ich hier statt einem «Work-Life-Balance» -Modell, ein von Anspannung und Entspannung gesteuertes Modell vorstellen, um so das Beste aus der «Work»-Welt, als auch aus der «Life»-Welt zu erhalten.


Jede Unternehmung tut gut daran, über eine solche Lösung nachzudenken. Insbesondere weil es auf die intrinsische, statt auf die extrinsische Motivation abzielt. Modelle, die es erlauben, in der Arbeit zu Leben und im Leben zu arbeiten, können sowohl im «Work»-Leben, als auch im «Life»-Leben viele Vorteile bringen.


Entspannung ist und bleibt wichtig, um leistungsfähig zu sein. Anspannung ist nicht minder wichtig, sorgt sie doch, dass wir an ihr wachsen und jeden Tag besser werden.


Je mehr Freude und Sinn man an etwas hat, desto mehr Einsatz, Wille und Kreativität bringt man ein. Je mehr man hinter einem Modell, einer Lösung stehen kann, desto mehr ist man bereit zu leisten. Ganz einfach, weil es stimmig ist, weil es aufgeht und weil es gut in den eigenen Lebensplan passt. Und umso mehr wachsen und entwickeln wir uns Tag für Tag.


Wenn wir ganz in einer Sache aufgehen, erledigen wir unsere Aufgabe besser, als wenn wir nur mit halber Kraft vorwärts gehen. Wenn die Aufgabe für uns Sinn macht, erreichen wir mehr als wir uns heute überhaupt vorstellen können und gleichzeitig wirkt sie weniger anspannend.


Und schon reden wir nicht mehr über «Work-Life-Balance», sondern darüber, dass alles eins ist, uns zufrieden macht und wir uns angekommen fühlen. Weil wir jede Aufgabe mit Sinn füllen, in dem wir ganz in ihr aufgehen und uns besser entspannen, weil wir zufrieden sind.


Der Mehrwert einer solchen Lösung ist belegt und für fast alle Unternehmungen und Arbeitnehmer in der einen oder anderen Form möglich. Arbeitnehmer und Arbeitgeber müssen jedoch flexibel zusammenarbeiten. Dann fällt es leichter, Arbeit zum Leben zu machen, weil gemeinsam Ziele und Sinn erarbeitet werden.


Natürlich gibt es nicht die Eine Lösung, die für alle funktioniert. Klar ist, dass im Detailhandel oder in einer Arztpraxis andere Voraussetzungen herrschen, als im Bürobetrieb, was die Herausforderung schwieriger macht.


Hier gilt es kreativ zu sein und gemeinsam neue Lösungen zu entwickeln, um von den ganzen Vorteilen profitieren zu können – und durch die gemeinsame Erarbeitung weiter zusammen zu wachsen.


Und diese gibt es. Vielleicht können dadurch sogar Nischen geschaffen oder eine neue Zielgruppe angesprochen werden, wenn die Arztpraxis bspw. bereits um 6.00 Uhr öffnet und so Termine für Frühaufsteher anbietet und dann früher schliesst oder später startet, um dann bis 20.00 Uhr Patienten zu behandeln.


Allerdings verlangt eine solche Lösung Vertrauen und Flexibilität, vom Arbeitgeber, als auch vom Arbeitnehmer. Es verlangt Zuversicht und gegenseitige Fairness! Denn nur so ist eine harmonische Umsetzung möglich.


Es kann sein, dass der eine Arbeitnehmer oder der andere Arbeitgeber das ausnutzt. Allerdings ist das eine grundsätzliche Wertefrage und ob ein solcher Vorgesetzter oder Angestellter das nicht auch in einem anderen Modell tun würde, ist ungewiss. Wenn aber alle an einem Strick ziehen, Freude haben, motiviert sind und gemeinsam auf ein Ziel hin arbeiten, wird der Erfolg umso grösser. Denn dann ist etwas ganz Wesentliches in der Unternehmung erreicht worden: eine intrinsische Motivationskultur, anstatt einer extrinsischen. Und die Energie und die Möglichkeiten einer solchen ist wie deren Fantasie, beinahe unbegrenzt.


Vielleicht haben Sie noch nicht die Lösung für Ihre Unternehmung gefunden. Ich bin aber überzeugt, es gibt sie für fast alle Fälle. Gerne helfe ich Ihnen bei der Lösungsfindung. Fordern Sie mich heraus, ich freue mich, Sie auf diesem Weg zu begleiten.


Ob es nun gut oder schlecht ist, während den Ferien Mails zu checken: wichtig ist, dass jeder einen Weg findet, um mit Anspannung und Entspannung umzugehen, um das Beste aus sich und seiner Situation herauszuholen.


Ob es um Organisation, Zeitmanagement oder einfach nur Abgrenztechniken geht, es gibt für alle diese Bereiche mentale Übungen, die Sie unterstützen und Sie weiterbringen. Gerne zeige ich Ihnen wie. Jeder Mensch ist individuell, darum ist es wichtig, dass auch jeder seinen individuellen Weg findet.


Und somit ende ich wie ich begonnen habe «Arbeitest du noch oder lebst du schon?» Ich hoffe Sie alle leben ein Leben von Freude und Arbeit, von Sinn und Motivation. Und vor allem ein Leben voll intrinsischer Motivation, denn diese ist ein Vielfaches stärker, befriedigender und zielführender als die extrinsische. Das wünsche ich Ihnen.


Ob das ein Leben nach dem «Work-Life-Balance»-Modell oder nach einem anderen Lebensmodell ist, ist natürlich Ihnen überlassen. Entscheidend sind das Mindset und der Umgang mit Anspannung und Entspannung, mit Sinn und Erfüllung, dem Aufgehen in der Aufgabe.


Ihr Markus Zwicky

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